Christian Waltls Bioweingarten im Abendlicht

Trendfarbe? Orangewein!

Der Klagenfurter Biowinzer Christian Waltl gehört zu den „Exoten“ in Kärnten. Seine Weine wollen entdeckt werden wie kleine leuchtende Juwele.

Der Weg zum Wein kann in Kärnten steinig sein. In jeder Hinsicht: Das Terrain der Klagenfurter „Artisan Winery“ – schotterig. Und allgemein hat die uralte und seit den 1970er-Jahren wieder wachgeküsste Kärntner Weinbautradition noch immer keinen leichten Stand. Vorurteile ranken manchmal hartnäckig wie Weinreben.

Wie erst geht es einem Steirer, der nach Kärnten kommt und hier einen sogenannten Natural Wine macht!? Einer Philosophie folgend, die dem Wein möglichst viel Freiheit lässt. Die aber auch Hingabe, Können und Mut erfordert. Christian Waltl ist ein Mann, der ans Gute im Wein glaubt.

Abseits der Pfade

Seine drei Weingärten, gleich hinter dem Klagenfurter Flughafen, bieten keine ausgetretenen Trampelpfade. Die Zeilenabstände zwischen den 5700 Rebstöcken sind ungewöhnlich groß. Das ergibt Platz für reichlich Bewuchs: Borstenhirse, Schafgarbe und sogar Topinambur aus einem früheren Feldleben gedeihen prächtig. Bewusst hinzukommen sollen noch Wintergetreide und Leguminosen.

Die Rebstöcke hingegen sind in manchen Jahren widerspenstig, wie Christian erzählt. „Als Biowinzer darf ich Kupfer und Schwefel spritzen, aber das tu ich manchmal gar nicht oder zu wenig.“ Er zeigt mir großflächige Blätter, die allerdings ungewohnte Punkte aufweisen: Schwarzfäule. Klingt unangenehm, ist unangenehm: Die Trauben werden dadurch dezimiert und unbrauchbar.

Eine bittere Pille für jemanden, der neben seinem Hauptberuf als Kulturmanager mit viel Arbeitseinsatz Wein keltert. Unterstützung bekommt er zum einen von der Familie, vor allem von Ehefrau Pamela, zum anderen von tierischen Mitarbeitern: Drei Steinschafe und gut ein Dutzend Sulmtaler Hühner sorgen zwar für gemähte Flächen – aber auch sie wollen liebevoll betreut werden!

Die neue PIWI-Klasse

Auf den knapp 2 Hektar Rebfläche, alle in Südlage mit ganztägiger Sonneneinstrahlung, baut er PIWI-Sorten an. Diese pilzwiderstandsfähigen Reben, vor allem in Deutschland verbreitet, holen auch in Österreich auf. Ihr Vorteil: Sie eignen sich perfekt für den Bioweinbau. Ihr Nachteil: Ihre Namen sind für Konsumenten noch ungewohnt und haben Erklärungsbedarf.

Beginnen wir bei der Lieblingsrebsorte des Winzers, dem Muscaris. Nachdem ihn Christian vollkommen naturbelassen an- und ausbaut, ohne Schwefel und spontanvergoren, kann es schon vorkommen, dass der Wein „anders“ schmeckt als konventionell vinifizierte Kollegen.

Im Weingarten gibt es außerdem: Blütenmuskateller, Donauriesling, Cabernet Blanc, Souvignier Gris in Weiß. Klingt doch überzeugend. Und in Rot: Cabernet Jura und Cabernet Cortis. Daraus wird einerseits ein erstaunlich dichter, harmonischer Rotwein, der einige Jahre im kleinen Barriquefass zubringt. Andererseits ein Rosé, nach französischer Machart. Christians Weine sind unfiltriert, körperreich und haben ein vielschichtiges Bukett. Und sie sind natürlich, aufgrund der geringen Betriebsgröße, handverlesene Raritäten.

Großes aus der Garage

In der vergrößerten „Winzergarage“ prangen neben putzigen Stahltanks, einer von Lidl übernommenen Kühlzelle und allerlei Arbeitsequipment seine Herzstücke: die Amphoren. Sie erinnern uns an eine jahrtausendealte Tradition, der die international bekannten italienisch-slowenischen Winzer aus dem Collio, Gravnar und Radikon, schon lange folgen.

„Wir haben die Terracotta-Amphoren in der Toskana gekauft und den Transport gleich mit einem Urlaub verbunden. Ich baue darin meinen Orangewein aus.“ Tatsächlich war Christian, der seine Fachausbildung in der Weinbauschule Silberberg absolviert hat, ein anfangs durchaus belächelter Pionier in Kärnten: Schon 2014 gab es bei ihm die ersten Flaschen Orangewein. Dieser wird aus Weißweinsorten und bei ihm hauptsächlich aus Muscaris und Souvignier Gris gekeltert.

Es werde Orangewein

Wie entsteht also Orangewein? Die Trauben werden nach der Lese sanft gequetscht und der so entstandene Traubensaft bleibt für einige Wochen in Kontakt mit der Maische, also mit Beerenhaut und Kernen. Auf diese Art verändert sich die Farbe von Weiß hin zu – Orange, erraten.

Auf dem Gaumen bekommt Christian Waltls Orangewein interessante Noten von Gewürzen, Nüssen, Erde, wenn er zunächst in einer der beeindruckenden Amphoren und später im kleinen Fass jahrelang reifen darf. Ein Wein, der unsere Geschmacksknospen fordert – aber dafür sind sie auch da! Sie wollen Neues kennenlernen!

In den kommenden Jahren möchte Christian noch intensivieren, was einst sein Kindheitstraum gewesen war, nämlich Winzer sein. Und sich als solcher nie zur Ruhe setzen. Beste Aussichten also auf weitere spannende Jahrgänge der besonderen Weine!

Kontakt:

Benediktinermarkt Klagenfurt, Benediktinerplatz, 9020 Klagenfurt, samstagvormittags

Bioweinbau Waltl, Mag. Christian Waltl MA, Dr.-Wutte-Straße 14, 9020 Klagenfurt


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