Für manche ist es der Inbegriff von Sommer und Freiheit: das leuchtende Türkis des glasklaren Wassers, das schon von Weitem lockt. Komm, tauch ein!
Es war einmal eine Prinzessin, sie hatte einen besonderen Namen: Türkis. Und sie lebte im Wörthersee. Er war ihr Lieblingsplatz. Eingebettet in ein Umfeld aus Landeshauptstadt – Klagenfurt – und Land, sanften und schroffen Bergen, noch mehr Seen und zwei nahen Staatsgrenzen Richtung Süden, zu Italien und Slowenien. Nur dort konnte sie glücklich sein. In dieser Art Paradies.
Was hat also der Wörthersee, das andere Plätze nicht haben? Ich würde sagen: alles! In Kärnten spürt man Alpen und Adria. Lebt die Kraft der Berge und der Seen, die Inspiration des Meeres und des Weins. Natürlich, es wird jedem etwas einfallen, das anderswo auch schön ist. Oder gar noch schöner. Aber ein Vergleich ist doch unmöglich. Als würde man sagen, dass Äpfel schöner sind als Birnen!
Es soll Menschen geben, die behaupten, die Trendfarbe der vergangenen Jahre hieße Wörtherseetürkis. Noch ist dies nicht amtlich. Doch naheliegend, seitdem sich alle möglichen Accessoires, von Geldbörsen über Sonnenliegen bis hin zu Trinkgläsern, mit der bestechenden Farbe schmücken.
Das Türkis des Wörthersees, besonders auffällig an heißen Tagen, hat mit dem hohen Kalkanteil im Wasser und der Arbeit von Algen und Unterwasserpflanzen zu tun. Kalkteilchen lagern sich an den Ufern ab und schaffen so einen hellen Untergrund. Das Sonnenlicht wird von kalkhaltigem Wasser außerdem noch stärker reflektiert. Und der Glitzer ist fertig!
Ich weiß, ich bin nicht die Einzige, die sich erst daran gewöhnen musste, am Wörthersee zu leben: Anfangs fühlte ich mich wie im Dauerurlaub. Himmel! Die ständige Erreichbarkeit von traumhaften Badeplätzen, malerischen Spazierwegen und romantischen Aussichtspunkten – dieser ästhetische Luxus musste erst hinein in den Alltagskopf.
Frühmorgens, vor der Arbeit, noch rasch einen Sprung ins kristallklare, erfrischende Wasser zu machen, den Fischen beim Schweben zuzusehen oder den Haubentaucher als Mitschwimmer zu haben – das ist unbeschreibbare Lebensqualität. Wer diesen Genuss je erlebt hat, will ihn immer wieder.
Allein der Anblick der einzigartigen türkisen Badewanne, etwa aus dem Zug, der ja seit Kaiser Franz Josephs Zeiten abschnittsweise direkt am Nordufer Richtung Italien fährt, ist Urlaub für die Seele. Und zum Baden lasse ich trotz aller Liebe für südliche Gefilde jede nahe Adria links liegen.
Hast du schon einmal das Seewasser gerochen? Seine Frische und Weichheit sind einzigartig. Wie im Märchen ist es, in Sekirn an rosa und weißen Seerosen vorbeizuschwimmen. Oder in seiner türkisgrünen Bucht Schloss Loretto von unten zu bestaunen. Vor der Kulisse an Häusern herumzuplanschen, die einst Badehütten waren – und im Laufe eines Jahrhunderts räumlich doch aus den Fugen geraten sind.
Seine Popularität unter Sommerfrischlern erhielt der Wörthersee schon um die Jahrhundertwende, als ihn nicht nur Monarchen, sondern auch Mäzene und Musikschaffende in ihr Herz schlossen. Später kamen andere Künstler und bescherten dem wahrscheinlich schönsten See Österreichs einen richtigen Hype: Als langjährige Filmkulisse für deutsche TV-Filme wurde er schließlich in den 1990ern mit Stars wie Uschi Glas und Roy Black zur internationalen, wenn auch verkitschten Berühmtheit.
Doch irgendwann in den 2000er-Jahren hatten Hotels und Pensionen rund um den See Alterserscheinungen bekommen. Schmucke Vorzeigeorte wie Velden, Pörtschach oder Krumpendorf hatten sich lange auf ihrem Ruhm ausgeruht. Der Tourismus war mehr oder weniger in den Dornröschenschlaf hinübergeglitten – und mit ihm Prinzessin Türkis.
Dass Klagenfurt praktisch am See liegt und mit ihm durch den Lendkanal direkt verbunden ist, fiel den Regierenden der Stadt erst recht spät, nämlich 2007, wieder ein. Seither hat sich ihr Name offiziell verändert, Klagenfurt am Wörthersee, und damit wohl auch das Bewusstsein der hier Lebenden. In den Orten entlang des gesamten Ufers, das 42 Kilometer umfasst, begann sich alles immer mehr zu räkeln und zu regen. Vieles wurde renoviert, Neues begann zu sprießen.
Sonntagmorgens kann er mir Berge geben, der See. Welcher Wanderweg darf es heute sein? Der Wörthersee wird umkränzt von einem dichten Wegenetz. Oft mit Seeblick. Man muss ja nicht nicht gleich auf den Pyramidenkogel klettern, um von dessen spektakulärem Aussichtsturm den totalen Rundumblick über das Land zu haben. Schon das sanfte Wandern, ob am Südufer hoch über Maiernigg oder in Pörtschach auf die Hohe Gloriette, kann ein Verliebtheitsgefühl hervorrufen! Der Schuh (der Prinzessin) passt!
Und jedes einzige Mal aufs Neue verzaubernd.
Auf Facebook & Co. lässt sich täglich beobachten, wie die Begeisterung durch Teilen vervielfacht wird: Abertausende Fotos von Sonnenuntergängen, Schwanenfamilien und Segelbooten beweisen, dass der Wörthersee als Sehnsuchtsort wieder voll da ist.
Allerdings, er ist nicht unbedingt demokratisch, weil sein schönes und begehrtes Ufer zu hemmungslos mit privaten Prunkburgen verbaut worden ist. Aber vielleicht nennen ihn gerade deshalb so viele aus dem Volk trotzig: Mein See. Genau! Und das soll er weiterhin sein: Anbetungsort für Sonnenhungrige und Ironmen, für Mountainbiker und Ruderer, für Buschenschankliebhaber und Bentleyfahrer, einfach für alle.
Fest steht also: Man hat Prinzessin Türkis längst wieder wachgeküsst! Jahr für Jahr laden neue angesagte Lokale und lässige Hotels dazu ein, das Leben zu feiern. Es gibt eine Vielzahl von Plätzen, an denen wir ungehindert tagträumen und dazu ein Glas Rosé trinken können. Nachts herumstreunen und funkelnde Lichter bestaunen wollen. Man kann per Rad rund um den See strampeln. Im Herbst bei laubbunten Spaziergängen den Abschied des Sommers betrauern. Und sich im Winter Gustav Mahler und seine Schwermut bis ins letzte Detail vorstellen. (Obwohl der natürlich im Sommer am Wörthersee werkte.) Oder man denkt an Tage, als der See noch zufror. Und vielleicht, dass man immerhin einmal im Leben übers Eis flitzend die am Ufer aufgefädelten Jugendstilvillen bewundern konnte.
Der Sommerurlaub hierzulande ist wieder en vogue. War es noch vor ein paar Jahren bieder, daheim zu bleiben, hat sich das Urlaubsverhalten der Menschen verändert: Regional ist an so einem paradiesischen Fleck besonders genial.
Und weil Türkis noch lange nicht gestorben ist, lebt die Prinzessin weiterhin glücklich und zufrieden in ihrem Wörthersee. In bester Gesellschaft von ungezählten Prinzen und Prinzessinnen rund um den See.
Mein persönliches Best of Wörthersee!
Schöne Badeplätze am Wörthersee
Strandbad Maria Loretto, Klagenfurt. Ein öffentliches Bad der Stadtwerke Klagenfurt. Mit Romantikfaktor.
Seehotel Europa, Velden. Ein elegantes Strandbad auch für externe Gäste mit weiß gepolsterten Liegen und Getränkeservice – das hat Stil!
Promenadenbad Pörtschach. Besonders schön ist es dort auf der Blumeninsel. Türkiser als dort geht nicht.
Bar-Highlights am Wörthersee
Lakeside, Reifnitz. Dieses Restaurant mit Bar-Lounge am Südufer ist seit Jahren ein Must-see, es führt kein Seeweg an ihm vorbei. Freundliche Menschen, umwerfendes Ambiente.
Linde Seebar, Maria Wörth. Ein weiterer Klassiker mit Plätzen direkt am Wasser, perfekt für den Prinz-und-Prinzessin-Faktor.
Villa Bulfon – Seerestaurant Rosé, Velden. Einladende weitläufige Location direkt am See. Stimmungsvolle Lounge im Angesicht schaukelnder Boote.
Weinbar Carinthia, Velden. Ausgezeichnete Vinothek mit interessanten Weinen mitten im Ort – wenn man den See gerade für ein paar Minuten aus den Augen lassen kann.
1
Wandern mit Ausblick am Wörthersee
Klagenfurt: Ausgangspunkt Hotel Plattenwirt, von dort auf die Zillhöhe (beschildert). Hier geht es vorbei am Weingarten der Stadt Klagenfurt. Traumhafter Ausblick auf den See. Von der Zillhöhe, ebenfalls mit herrlichem Panorama, entweder weiter Richtung Krumpendorf oder Richtung Kreuzberglkirche. Oder einfach wieder zurück.
Pörtschach: In der Nähe des Gasthofs Zocklwirt kann man parken und von dort Richtung Gaisrücken zum Panoramaweg marschieren. Dann entweder Richtung Hohe Gloriette weitergehen. Oder in die andere Richtung zum Aussichtspunkt Karawankenblick. Überall wunderschön und romantisch.
Am Südufer zwischen Maiernigg und Sekirn (Startpunkte gibt es mehrfach) überzeugen ebenfalls zauberhafte Ausblicke aufs Türkis des Sees. Empfehlenswerte Fotomotive.
Nützliche Links zum Wandern am Wörthersee
Wörthersee-Rundwanderweg: Auf knapp 60 Kilometern geht es in wunderschöner Landschaft um den Wörthersee. Unterteilbar in mehrere Etappen, das Richtige für Genusswanderer! Ein Traum.
Panoramaweg Pörtschach: Abwechslungsreich führt er zunächst in Ufernähe durch den Ort selbst, um dann in den sogenannten Bannwald (sanft) aufzusteigen. Schön auch der beschilderte Abstecher zum Karawankenblick!
Wandern in Kärnten: Das offizielle Tourismusportal mit genialem Tourenfinder und Almhüttenguide!
Hinweis: Dieser Beitrag wurde aktualisiert. Er erschien erstmals am 18. August 2020.
Fotos: Nicole Richter, Elisabetta De Luca (1), Gabriela Brumnik (1)
Sehr gelungener, toller Beitrag über den Wörthersee und Umgebung.
Die beschriebenen Badeplätze, Bar-Highlights, Wanderwege etc. sind wirkliche Top-Adressen rundum unseres schönen türkisen Juwels.
Danke an Nicole Richter …
Danke dir herzlich, das freut mich zu hören – von einer Insiderin!