Nicole und Sophie kochen

Mehr Zeit in der Küche: Warum es sich lohnt, selbst zu kochen

Langweilig, zeitraubend und anstrengend? Eine der ältesten Kulturtechniken scheint bedroht: Kochen als ureigene menschliche Fähigkeit wird plötzlich als entbehrlich dargestellt.

Während die einen teure Kochkurse buchen, warten andere auf den rettenden Lieferservice. Es scheint modern, fast stolz zu behaupten, nicht kochen zu können. Keine Zeit! Das ist, wie zu sagen, man habe keine Zeit zum Zähneputzen.

Kochen ist das, was uns definitiv vom Säugetier unterscheidet. Tiere können keine Mahlzeiten aus Blättern, Früchten, Knollen und anderen Zutaten komponieren – keine schmackhaften und nahrhaften Speisen, die leicht verdaulich sind. Der Mensch kann das. Dank der Technik des Kochens müssen wir nicht den Tag mit Nahrungsaufnahme und Verdauung zubringen.

Vernünftig vs. abhängig

Doch heute, in einer sensiblen Zeit der Verschiebung und Verschwommenheit, versuchen Nahrungsmittelkonzerne, uns von sich abhängig zu machen. Wir kennen die Auswirkungen von Fast-Food, Zucker und künstlichen Zusatzstoffen. Vernünftige Ernährung in den schnelllebigen Alltag zu integrieren erfordert angesichts der vielen Ablenkungen etwas Disziplin. Die Werbung suggeriert, dass wir uns diese Mühe nicht machen müssen. Hokuspokus, eine Industrie nimmt uns die Arbeit ab!

Doch wissen wir wirklich, was es bedeutet, nicht mehr selbst zu kochen? Unsere besondere Fähigkeit zur Ernährung delegieren wir an Fremde – sei es das Pizzataxi, die bunten Zustell-Radler oder das Abo von „frischem und gesundem“ Essen, das zuerst neun Tage haltbar ist, um dann (in der Mikro) aufgewärmt verzehrt zu werden.

Gönnung und Übung

In den Kochkursen gönnt man sich: alles über Meeresfrüchte, Risotto und Sauerteigbrot. Amateur- und Profiköchinnen liefern die allerbesten Tricks („Hacks“). Wobei man glauben könnte: Wer lesen kann, kann kochen. Es gibt mehr Kochbücher als in einem Leben durchgeblättert werden können, und Gratis-Supermarkt-Kochzeitschriften sammeln sich in Ablageordnern. Apps und Social Media versprechen millionenfach die ultimativen Rezepte. Aber es ist wie bei allem: Nur die Übung macht den Meister und die Meisterin!

Gerne kochen

So wirkt es geradezu exotisch, wenn jemand sagt: Ich koche gerne. Einfach, gut und frisch. Jeden Tag.

Es ist für mich Genuss, auf dem Markt sowie direkt beim Gärtner und Bauern einzukaufen. Nur dann habe ich ein gutes Gefühl. Weil ich weiß, dass ich meinem Körper etwas Gutes tue, wenn ich hochwertige und sichere Lebensmittel verwende. Sie sind regional und saisonal, oft biologisch angebaut – und im besten Fall kommen sie aus dem eigenen Garten.

Viele Vorteile

Am Wochenende darf es in der Küche auch mal länger dauern. Tätigkeiten wie Schnipseln und Schmoren sind meditativ und wirken entspannend. Außerdem ist Kochen wunderbar kreativ, man denke nur an die Vielfalt von Pastagerichten!

Alle Handgriffe zu koordinieren kann zwar eine Herausforderung sein, wenn mehrere Gerichte zubereitet werden, aber gleichzeitig ist es ein perfektes Achtsamkeitstraining und schließlich eine Selbstbestätigung.

König ist, wer dabei gleich an morgen denkt: Einmal kochen, mehrmals essen. So genießt man auch noch am nächsten oder übernächsten Tag – ohne zeitlichen Aufwand! Selbst und frisch zu kochen ist also effizient und ökonomisch. Und ich habe die Garantie, dass ich weiß, was drin ist.

Wahre Liebe

Nicht zuletzt steht über allem die alte Weisheit „Liebe geht durch den Magen“. Ja, es macht mich glücklich, Familie und Freunde zu verwöhnen, wenn ich sehe, dass mein mit Liebe zubereitetes Essen Grund zur Freude ist. Gemeinsam zu essen schafft noch dazu Verbundenheit.

Das alles ist Teil meines Genussprinzips. Ich glaube jedenfalls fest an das Gute und habe Hoffnung, dass das Kochen in der eigenen Küche wieder eine Renaissance erleben wird. Ein kulinarisches Rinascimento sozusagen.

Wie siehst du das?
Lass gerne deinen freundlichen Kommentar da!

8 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

  1. Also, ich sehe das wie Du, liebe Nicole! Ich liebe es zu kochen, zu schmoren, zu brutzeln, zu braten, einzulegen und vieles mehr. Und ich liebe es diese Köstlichkeiten dann zu genießen. Grundsätzlich koche ich immer ohne Rezept, einfach nach Gespür, nach Lust und Laune – und es klappt fast immer. Auch ich kaufe biologische fair gehandelte Lebensmittel in unserem MiMa-Mitmachmarkt in Klagenfurt, wo ich selbst Mitgestalterin bin. Und ehrlich – ich hab noch nie in meinem Leben so gute Waren verarbeitet wie jetzt. Waren, die von unseren lokalen Produzenten mit großer Liebe und Sorgfalt erzeugt werden – und ja, ich schmecke und spüre den Unterschied! Der Nachteil: es ist gar nicht mehr so leicht, essen zu gehen, wenn einem das eigene Essen so gut schmeckt. Da braucht es dann wirklich gute Restaurants – an dieser Stelle herzlichen Dank für all deine Genusstipps!!!

    • Liebe Uta, danke dir für deine Rückmeldung! Genau so! Ich finde, wir dürfen und müssen sogar anspruchsvoller werden bei der Qualität. Die Folgen von fehlgeleitetem Konsumverhalten kennen wir. Auf der anderen Seite hat das, was wir unserem Körper geben, auch unmittelbare positive Auswirkungen. Ich sage immer, nicht (mit Medikamenten) in die Pharmaindustrie investieren, sondern das Geld lieber für echte Lebensmittel engagierter Produzent:innen ausgeben. Das ist nicht nur schlau, sondern bringt Genuss! 🙂

  2. In Österreich wurde mit der Einführung der neuen Lehrpläne 2023/24 der Pflichtgegenstand Ernährung und Haushalt EH auf 1 Stunde in der 6. Schulstufe der Mittelschule reduziert.
    In der AHS-Unterstufe – mit sonst identen Gegenständen – kommt EH wieder nicht vor.
    In der AHS-Oberstufe können nur im wirtschaftskundlichen Zweig SchülerInnen etwas über Ernährung lernen.
    Die Politik – und wahrscheinlich die Industrie – sind also nicht interessiert.
    Die zuständige bundesweite schulische Fachaufsicht für diesen Bereich wird aufgelöst.
    Und das Traurigste: die meisten Jugendlichen mögen diesen Gegenstand.
    EH ist mehr als kochen. Es ist ein multidisziplinäres Unterrichtsfach. Ernährungsbildung, VerbraucherInnenbildung, Gesundheit, Kultur und Technik der Nahrungszubereitung, Lebensmittelauswahl, Umweltbewusstsein, Haushaltsbudget, Hygiene, Integration, … und Vieles mehr.

    • Herzlichen Dank, Claudia, für diesen wichtigen Hinweis. Ja, ich empfinde das auch als dramatisch. Ein im wahrsten Sinne lebenswichtiges Lernfeld. Sofern ich weiß, gibt es aber von zumindest einer Initiative (Land schafft Leben) das Bestreben, hier eine Änderung zu bewirken. Hoffen wir das Beste!

  3. Was Du beschreibst stellen wir auch fest: Immer mehr Lieferungen. Aber bei unserem Biohof gibt’s auch viele Kunden, die gerne probiere, was sich aus dem tagesaktuellen Angebot alles zubereiten lässt. Diejenigen, die sich rühmen, nicht kochen zu können, gehören glücklicherweise nicht zu unserem Bekanntenkreis, ich könnte mit ihnen nichts anfangen, die Prioritäten wären vermutlich zu verschieden.
    Ich habe während meines Studiums in einer Restaurantküche gearbeitet und viel gelernt. Deshalb gibt’s bei uns keine Fertigpizza oder Lasagne. Der Einkauf und Zubereitung ist die Vorfreude des Genusses. Es lohnt sich, selbst zu kochen, gerne auch gemeinsam mit Freunden.

  4. Der Artikel hat mich wirklich angesprochen, denn Kochen ist für mich mehr als nur eine Notwendigkeit – es ist Genuss und Entspannung. Seit ich meine Küche renoviert habe, macht es mir noch mehr Spaß, frische und regionale Zutaten zu verarbeiten und neue Gerichte auszuprobieren. Die Idee, mit Liebe zu kochen und gemeinsam zu essen, schafft nicht nur leckere Mahlzeiten, sondern auch wunderbare Momente mit Familie und Freunden. Es wäre großartig, wenn das Kochen zu Hause wieder mehr Bedeutung bekäme – es hat so viele Vorteile, wie der Beitrag treffend zeigt!