Roseto Parco San Giovanni Trieste

Triest: Hochgenuss im Rosengarten

Die Zeit der ersten Frühlingsblüher ist vorbei – und wir wissen, jetzt kommt sie: Die Königin aller Blumen, wie man sie seit der Antike nennt. Ihr Auftritt ist jedes Jahr ein sinnliches Vergnügen, auch in Triest.

Die Vielfalt ihrer Formen, Farben und Größen ist so beeindruckend, dass der Rose seit Jahrtausenden gehuldigt wird. Nicht zufällig gibt es zu ihren Ehren ungezählte Gedichte, Lieder und Märchen. Sie dient als Basis für Düfte, Lebens- und Heilmittel. Die Rose steht als Symbol für Liebe und Leben und inspiriert früher wie heute zwischen dem Nahen Osten und England, Skandinavien und China.

Ab in Richtung Süden

Ich freue mich jedes Jahr auf einen ganz besonderen Ausflug in den nahen Süden, nach Friaul-Julisch Venetien. Nicht nur, weil dort die Adria in Sichtweite ist, sondern weil alles schon etwas früher blüht. Im Mai ist Hochsaison im Roseto del Parco San Giovanni in Triest.

Das Areal des Parks erstreckt sich über 22 Hektar und umfasst ein ehemaliges Spitalsgelände mit besonderer – wenn auch schmerzvoller – Geschichte. 1908 wurde an dieser Stelle die psychiatrische Klinik San Giovanni, damals regierten in Triest die Habsburger, eröffnet. Es war jene Zeit, als man auch hier Sigmund Freud und seine Arbeit entdeckte. Allerdings brachte dann der Zweite Weltkrieg großes Leid hierher, als psychische Erkrankungen zu menschenverachtenden „Behandlungen“ führten.

In den 1970er-Jahren übernahm der Psychiater Franco Basaglia die Leitung des Spitals und revolutionierte nicht nur die Behandlungsmethoden, sondern erwirkte durch jahrelanges Beharren die Schließung der Klinik. Kranke sollten nicht mehr ein- und weggesperrt, sondern in das alltägliche Leben integriert werden. Die Regierung in Rom verabschiedete schließlich die „Legge 180“, wonach psychiatrische Anstalten aufgelöst und durch ambulante Therapieeinrichtungen ersetzt wurden.

Flanieren und Studieren

Heute befinden sich auf dem Gelände 40 einzelne Gebäude mit einer Vielzahl von Einrichtungen, ganz bewusst macht man der Bevölkerung alles zugänglich: Universitätsinstitute, Büros der Gemeinde Triest, Gesundheitseinrichtungen, Sozialkooperativen, ein Theater auch für Freiluftaufführungen, Flanierwege, Jahrhundertbäume – und eben den immer beliebter werdenden Rosengarten. Dieser wurde 2009 gegründet und beherbergt an die 5000 Sorten, darunter seltene italienische sowie eine Vielzahl von englischen, deutschen, französischen, amerikanischen oder japanischen Rosen.

Im unteren Teil des Parks liegt der Schwerpunkt auf antiken Rosenarten, im oberen, wo sich auch das Café „Il Posto delle fragole“ befindet, sind vorwiegend die modernen Rosen untergebracht.

Wir wandeln somit betört zwischen Rosenbögen und Rosenrabatten, Klematis, Kletter- und Strauchrosen, Rosa Gallica, Centifolia und Damascena, Portland, Bourbon und Tea – ein sinnlicher Genuss.

Natur und Kultur

In der wärmeren Jahreszeit finden regelmäßige Open-Air-Veranstaltungen unter dem Titel Rose libri musica vino, also „Rosen Bücher Musik Wein“, statt. Organisiert werden diese von der Kooperative Agricola Monte San Pantaleone, die sich seit 1978, also der Auflösung der „Geschlossenen“, mit Gartenanlagen wie dieser hier oder dem Parco Viatori in Gorizia sowie jenem der historischen Villa Manin in Codroipo widmet.

Für heute stecke ich die Nase noch rasch in den einen und den anderen zarten Blütenkopf, um den Duft aufzusaugen, ihn abzuspeichern – bis zum nächsten Jahr, wenn der Frühlingshimmel lockt und das darunterliegende Meer schon auf sehnsuchtsvolle Blicke wartet.

Info Parco San Giovanni

Der Parco San Giovanni befindet sich im Triestiner Stadtteil San Giovanni, in der Nähe der Universität Triest. Es gibt zwei Eingänge: den unteren in der Via San Cilino/Via Giovanni Sai, den oberen, nach der Universität, in der Via Edoardo Weiss. Der Park ist immer geöffnet.


Mein persönlicher Kulinarik-Tipp

Antica Trattoria Suban

Einen kulinarischen Ausflug in die wahrhaftige Triestiner Restaurantgeschichte bietet die Antica Trattoria Suban. 1865 wird als Gründungsdatum genannt und tatsächlich fühlt man sich in eine Zeit zurückversetzt, als der Herr des Hauses, in Anzug und Krawatte, zu den Tischen kam, um galant die Gäste zu begrüßen. Bei Suban ist es noch heute so.

Das Personal ist jung und bestens ausgebildet. Die Küche spannt den Bogen von traditionellen Gerichten, auf die großer Wert gelegt wird, bis hin zu modernen Interpretationen. Sie ist, wie die Geschichte des Hauses, kulturenübergreifend. Italienische, slawische und österreichische Einflüsse sind hier durchgehend spürbar. Die regionalen und hochwertigen Zutaten werden mit viel Liebe zur Kochkunst (und zum Gast) eingesetzt.

Via E. Comici 2, 34128 Trieste, www.suban.it

2 Kommentare

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  1. S.g.Frau Nicole Richter ,
    mit Genuss lese ich ihr Buch über Friaul , glaubte mich dort gut auszukennen… Sie überraschten mich mit viel Neuem, Schönem und Interessantem ! Herzlichen Dank!